Die 5AK besuchte eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien über weibliche Identität, Gewalt gegen Frauen, staatliche Unterdrückung und Erscheinungsformen von Ideologien in Massenmedien. Wir legen Works of heart allen Frauen und Männern ans Herz! Die Ausstellung ist noch bis 12. März in der Kunsthalle im Museumsquartier zu sehen. Bitte lesen Sie…
Sanja Ivekovic gilt als eine der ersten Künstlerinnen im sozialistischen Jugoslawien und sie vertritt bis heute mit ihrer provokanten Kunst die dezidierte feministische Position.
Sie möchte mit ihrer Kunst den Menschen die Augen öffnen und zeigen, dass wir weltweit immer noch für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau kämpfen müssen. Mit ihrer Konzeptkunst möchte sie einen Denkanstoß erzielen, dass besonders Männer ihr Verhalten gegenüber Frauen reflektieren. Die Künstlerin untersucht gesellschaftspolitische Themen, Wege des Widerstands gegen herrschende Machtverhältnisse und drückt diese Themen in Form von eigenen künstlerischen Schöpfungen aus der Position des weiblichen Subjekts heraus aus.
Ihre Kunstwerke sagen mir, dass es nur nach außen hin scheint, als wäre die Welt in Ordnung, doch wenn man etwas länger hinschaut, bemerkt man, dass die Realität in den unterschiedlichsten Frauenwelten tragisch ist. Ihre Werke zeigen mir, dass Frauen es immer noch schwer haben und oft in einem toxischen Machtsystem gefangen sind, indem die maskuline Dominanz herrscht und gesichert ist. Dieses System, das einem die Illusion von Liebe gibt, führt schnell dazu, dass Frauen in Angst leben und Gewalt erleiden / erdulden müssen. Zudem sind sie dem Mann nicht gleichgestellt und werden nicht als Frau, sondern als etwas Wertloses behandelt und angesehen.
Folgendes Werk will ich beschreiben, weil es mich persönlich sehr ermutigt und berührt hat: Das Werk heißt Zenska kuca, was übersetzt bedeutet Frauenhaus. Es zeigt Gipsabdrücke von Frauengesichtern mit dazugehörigen Biografien von Frauen, die in Frauenhäuser flüchten mussten, um sich selbst oder auch ihre Kinder vor ihren Männern oder auch anderen Männern in ihrem Umfeld zu schützen. Diese Arbeit hat mich zutiefst berührt, weil ich so viele tragische Geschichten von Frauen gelesen habe und ich einfach nicht verstehen kann, wie einige Männer auf dieser Welt so narzisstisch agieren können und kaum Reue spüren, wenn sie eine Frau so schlecht behandeln. Dennoch hat es mich auch ermutigt, mich für Frauenrechte weiterhin einzusetzen und mir selbst ein Leben aufzubauen, um niemals abhängig von jemandem zu sein. Zudem hat es mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich weiterzubilden und sich mit Kunst zu beschäftigen, denn Kunst zeigt einem aus einer anderen Perspektive die Wirklichkeit [Mereme Merlaku, 5AK].
Dieses Kunstwerk, bestehend aus vielen weißen Holzblöcken mitsamt je einer weißen Gesichtsmaske und einem Text an der Seite, erregt gleich beim Betreten des Saales große Aufmerksamkeit. Zunächst sorgt es für Verwirrung, bei näherer Betrachtung allerdings stellt man fest, wie neugierig es einen macht und in den Bann zieht. Man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen, was diesen Frauen alles Schreckliche passiert ist. Ich bin der Meinung, das macht ein Kunstwerk zum Teil auch aus. Es lässt einen nachdenken und auch gar nicht los. Man fühlt sich so in dieser Materie gefangen, dass man immer mehr und mehr den Kopf schütteln muss, weil man nicht glauben kann, dass Menschen anderen Menschen, vor allem ihren Liebsten, solche Dinge antun können.
Die Künstlerin hat mit diesem Kunstwerk gut hervorgebracht, dass Gewalt gegen Frauen kein Einzelfall ist und wie viele Frauen in Wahrheit davon betroffen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Frauen in den beschriebenen Situationen einsam fühlen, jedoch zeigt die Künstlerin mit ihrem Werk, wie vielen Frauen dasselbe passiert und wie viel Macht verbündete Frauen haben. Allein dass Frauen es schaffen, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen, zeugt von Stärke. Wenn eine einzelne Frau so viel Kraft hat, wie stark müssen dann mehrere solcher Frauen sein, wenn sie sich gegenseitig helfen?
Außerdem sagt es mir, wie viel Leid Frauen in ihrem Leben einstecken müssen und oftmals nicht mal darüber reden können, weil sie Angst vor den Folgen haben. Das ist doch kein gutes Leben. Ich hoffe sehr, dass die Männer, die ihre Hand an ihren Frauen anlegen, damit schnellstmöglich aufhören oder gar nicht damit anfangen. Wie man sieht, muss in der Gesellschaft noch einiges getan werden: Männer müssen mit der zunehmenden Gewalt an Frauen aufhören und Frauen sollten so schnell wie möglich die Flucht ergreifen und mehr für sich einstehen [Mirjana Milenkovic, 5AK].
Ein weiteres Kunstwerk ist „Ženska kuća“. Ich habe ein paar Geschichten von Frauen gelesen, die unter den Gipsabdrücken abgedruckt sind und finde es sehr frustrierend, dass Frauen vor ihrem Mann oder ihrer Familie flüchten müssen. Viele wurden von ihren eigenen Geliebten geschlagen oder vergewaltigt. Es sind viele verschiedene Gesichtsabrücke ausgestellt. Die Abdrücke sind weiß, doch wie schaut es mit den echten Abdrücken aus, die jede Frau an ihrem Körper und in ihrer Seele hat? Seien sie psychisch oder physisch, die Traumata, die diese Frauen ein Leben lang mit sich tragen, sind definitiv nicht in weißer Farbe.
Mir persönlich hat die Ausstellung nochmal gezeigt, wie wichtig mir die Frauen oder Mädchen in meiner Familie sind, meine Mutter oder meine kleine Schwester. Auch wenn es ab und zu zu Streitereien kommt, werde ich darauf achten geduldiger und sanfter mit ihnen umzugehen als früher. Es ist schon schlimm genug, wenn man einer Person das Herz bricht. Ich fasse es nicht, wohin die „Eifersucht“, die viele stolz als Grund für ihre Gewalttaten nennen, führen kann. Hoffentlich hilft diese Ausstellung auch anderen Menschen, um den Wert einer Frau zu begreifen [Muhamed Mustafa Kocak, 5AK].
Durch Ivekovics Ausstellung wird einem, vor allem einem Mann, verdeutlicht, wie schwer es einige Frauen auf der Welt haben. Das Werk „Ženska kuća“ hilft bei dieser Aufklärung enorm, da die Gipsabdrücke der Frauengesichter mit den dazugehörigen Geschichten einen Einblick in ihr Leben geben, allerdings nicht irgendeinen Einblick, sondern jenen, der sie am verletzlichsten zeigt. Diese Überwindung, diese Kraft, die man braucht, sich von der verletzlichsten Seite zu zeigen – genau das stellt das Kunstwerk in der Ausstellung dar – und genau das ist wiederum der Grund, weshalb diese Ausstellung zum Nachdenken anregt und eine Veränderung bringen wird [Anes Dezic, 5AK].
Beitrag verfasst von Prof. Mag. Ulrike Pollak und SchülerInnen der 5AK